EXPERT_TALK

Heute dürfen wir Herrn Hartwig Göttlicher im EXPERT_TALK begrüßen. Herr Göttlicher ist Head of Business Development bei der Sitewards GmbH in Frankfurt a.M. und steht uns zum Interview zur Verfügung. Durch das Interview führt Sie Marco Kahler, Geschäftsführer der ADSCAPE GmbH.

KAHLER:
Hartwig, ihr bei Sitewards seid eCommerce-Experten. Also könnte man sagen, ihr versorgt eure Kunden mit Shopsystemen. Kann man das so stehen lassen?

GÖTTLICHER:
Wenn du mit versorgst meinst, dass wir unsere Kunden in eCommerce-Projekten mit Consulting, UX-Design, Umsetzung sowie die fortlaufende Betreuung und Weiterentwicklung unterstützen, ja.

KAHLER:
Euer Fokus ist also eCommerce, spielt das Thema PIM (Product-Information-Management-Systeme) eine Rolle in euren Projekten?

GÖTTLICHER:
PIM spielt in nahezu allen unserer Projekte eine wichtige Rolle und ist komplementär zu ERP– und CRM– Systemen.

Ohne sauberer Stammdaten können wir den eCommerce-Kanal nicht professionell bedienen. Dazu kommen noch, dass eine Skalierung der eCommerce-Plattform, zum Beispiel durch Internationalisierung oder die Möglichkeit von Up- und Cross-Selling Maßnahmen, ohne saubere Produktdatenstruktur deutlich mehr Aufwand bedeutet.

Hier liegt es an den Kunden, dass vor dem Start des eCommerce-Projektes, die PIM Hausaufgaben gemacht wurden. Danach kommen wir als eCommerce-Agentur ins Spiel, im Rahmen der Business Integration, die eCommerce-Plattform gemeinsam mit dem Kunden und seinem PIM-Dienstleister, die Systeme miteinander zu verbinden.

KAHLER:
Welche Herausforderungen erlebt Ihr bei Euren Kunden im Zusammenspiel zwischen PIM und eCommerce?

GÖTTLICHER:
Wenn es um die Anbindung von PIM-Systemen an eine eCommerce-Plattform geht, handelt sich nie um eine „One-Click Ready to Run“ Lösung.

Ganz im Gegenteil, denn die Aufwände werden in Projekten durch den Einsatz von Standard-Schnittstellen oft größer, da weder das PIM- noch das eCommerce-System des Kunden im Standard betrieben wird und somit Anpassungen in der Standard-Schnittstelle notwendig sind. Vor dem Einsatz von Standard-Schnittstellen, hinterfragen wir in unseren Projekten, ob eine individuelle Schnittstelle gegenüber einer Standard-Schnittstelle wirtschaftlicher ist und bessere Performance liefert.

KAHLER:
Warum wird sich oft an eine Standard-Schnittstelle geklammert?

GÖTTLICHER:
Der Aufwand für eine individuelle Schnittstelle scheint im ersten Moment aufwändiger und somit teurer. Der Grund hier ist, dass der PIM-Anbieter häufig zu spät in das eCommerce-Projekt einbezogen wird. Ein Teil der bereits getätigten Investitionen in die Schnittstelle ist dann obsolet. Und da kommt die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Partner auf Seiten PIM und eCommerce zum Tragen.

KAHLER:
PIM- und eCommerce-Projekte können dem Kunden mit unter großen Investitionen abverlangen, welche Kostenblöcke treiben solch eine Investition?

GÖTTLICHER:
Das Thema Business-Integration ist einer der großen Kostenblöcke in eCommerce-Projekten. Gleichzeitig besteht hier jedoch, durch Automatisierung und Optimierung der Prozesse, ein großes Einsparungspotenzial. Zusätzlich erhalten Unternehmen durch eine intelligente-Business-Integration, eine Basis für die zukünftige Skalierung der eCommerce-Plattform. Das kann der Rollout von neuen Marken-Webshops oder eine Internationalisierung und somit Erschließung von neuen Zielgruppen und Märkten sein. Dieses Verständnis gilt es schon vor dem Projektstart bei allen Beteiligten zu schärfen.

Eine erfolgreiche Entwicklung der individuellen Schnittstelle setzt eine klare Definition der Anforderungen in Workshops voraus und dass alle Beteiligten Partner von Beginn an einem Tisch sitzen, sprich neben PIM- auch häufig ERP-Anbieter. Im ersten Moment ergeben sich für den Kunden höhere Kosten, da anstelle von 3 vielleicht 6 Personen von Dienstleistern an den Schnittstellen-Workshops teilnehmen. Nach diesen Schnittstellen-Workshops kennt jedoch jeder Partner die Anforderungen und seine Rolle im Projekt und ermöglicht somit eine bessere Zusammenarbeit.

KAHLER:
Fazit ist also, dass alle Parteien von Anfang an „am gleichen Strang“ ziehen sollten. Würdest du sagen, dass wenn dem nicht so ist, lang- bzw. mittelfristig die Kosten eher steigen?

GÖTTLICHER:
Steigende Kosten können sich bei fehlender Zusammenarbeit bereits nach kurzer Zeit im Projekt auftun, da die Innovationszyklen immer kürzer werden und digitalen Plattformen permanent weiterentwickelt werden. Noch gravierender als steigende Kosten wird meiner Meinung nach, die fehlende Geschwindigkeit bei der Umsetzung neuer Anforderungen sein.
Voice-Commerce und Chatbots stehen schon in den Startlöchern. Wer ist auf diese anstehenden Herausforderungen vorbereitet?
Durch die Digitalisierung werden die Karten am Markt permanent neu gemischt. Wo früher innovative Produktentwicklungen Erfolg versprachen, sehe ich die Unternehmen erfolgreich am Markt, die flexibel im Markt agieren. Diese Flexibilität müssen die Integrationspartner von Beginn an mittragen.

KAHLER:
Vielen Dank für das Interview.

Zur Person:
Hartwig Göttlicher besitzt mehr als 12 Jahre Erfahrung im Bereich Marketing- & Sales-Beratung. Seit 5 Jahren ist er Head of Business Development bei der Sitewards GmbH, mit dem Fokus auf Beratung von Unternehmen bei der digitalen Transformation.

www.sitewards.com