Was nichts kostet, ist nichts wert?

Falsch! Denn gerade die IT-Branche bietet mit ihren Freeware- und Open-Source-Initiativen professionelle Alternativen zu den oft teuren und unflexiblen Abhängigkeiten von externen Software-Lösungen.

Mit Vorurteilen behaftet, kommen Lösungen, die unter „freien Lizenzen”(1) zur Verfügung stehen, für Entscheider meistens erst gar nicht in Betracht. Ein hohes Maß an Flexibilität und Unabhängigkeit, mit denen nachhaltige und individuelle Umsetzungen von Database-Publishing-Projekten möglich wären, geht Unternehmen so verloren.
Die gängige Praxis ist, auf der Suche nach Database-Publishing Lösungen, proprietäre Software zu kaufen oder zu lizenzieren, die meistens an die führenden Systeme eines Unternehmen gekoppelt werden. In der Regel werden hier Schnittstellen-basierte Applikationen (PlugIns oder Stand-Alone-Software) eingesetzt, um die ausgeleiteten Daten in gängige DTP-Software zu überführen.

Der Zugriff auf Daten
An erster Stelle stehen bei jedem DBP-Projekten die Daten (Text und Abbildungen), die vorzugsweise in ERP– und/oder PIM-Systemen gepflegt werden. Allen voran bietet die dynamische Programmiersprache(2) Python mit ihrer breiten Basis an Bibliotheken die Möglichkeit, nicht nur direkt auf diese Daten zuzugreifen (Datenbank-Zugriffe) sondern auch die Verarbeitung von allen gängigen Exportformaten wie zum Beispiel XML oder CSV. Hierbei können im Gegensatz zu anderen Systemen mehrere und auch unterschiedliche Datenquellen sowohl zusammengefügt als auch abgeglichen werden.

Konsolidierung der Daten
Im zweiten Schritt offenbart sich einer der größten Vorteile dieser Technik. Bereits vor der Transformation in ein Ausgangsformat, können die Daten komplizierten Prüfungen unterzogen werden, um ggf. Plausibilitäts-Probleme und Inkonsistenzen auszugleichen. Durch die Einbindung weiterer Open-Source-Anwendungen(3) lässt sich der Prozess durch die Überarbeitungen an Grafiken erweitern, um zum Beispiel eine Weißraum-Optimierung durchzuführen und somit mehrere Druckseiten einzusparen.


Abbildung 1: ohne Weißraum-Optimierung

Abbildung 2: mit Weißraum-Optimierung

Durch eine intensive Prüfung und Überarbeitung der konsolidierten Daten lassen sich so hochgradig automatisierte Generierungen von Publikationen erreichen, die ein aufwendiges Finishing in DTP Anwendungen überflüssig machen. Dies ermöglicht zusätzlich, Publikationen (Datenblätter, kundenspezifische Kataloge etc.) in Form von Remote Publishing als Webservice on-demand zur Verfügung zu stellen.

Ausgabe in verschiedene Medien

Damit die Daten mehrfach genutzt werden können, sollten sie medien-neutral aufbereitet werden. So können sie als Datenstamm des Online-Shops oder als Produktportfolio des Printkataloges eingesetzt werden. Druckfähige PDF-Dokumente – von kleineren Tabellen mit technischen Daten für Broschüren bis hin zu mehrere hundert Seiten starke Kataloge – können mit dem ebenfalls kostenlosen PDF-Renderer FOP der Apache Software Foundation generiert werden.
Auch wenn die Software-Lösungen für sich kostenlos sind, bedarf es jedoch an Knowhow in der Entwicklung von Software. Die notwendigen Fähigkeiten bringt jeder Anwendungsentwickler oder Fachinformatiker mit, was den Vorteil hat, dass das Wissen im Unternehmen bleiben kann. Und im Gegensatz zu einem Support bei proprietärer Software steht die Open-Source-Gemeinde quasi rund um die Uhr helfend zur Seite und nicht nur zu den normalen Bürozeiten.

Autor:

Als studierter Grafiker und Illustrator beschäftigt sich Michael Schnitker seit Beginn des InternetBooms mit Software-Entwicklungen innerhalb der Medienbranche. Dabei erfolgte die Spezialisierung auf die automatisierte Verarbeitung von Massendaten im Rahmen von Database-Publishing-Projekten.
Michael Schnitker ist Entwickler des DBP-Framework BeeCat, welches auf die im Artikel beschriebenen Techniken aufbaut.

1 Unter „freien Lizenzen“ werden unter anderem allgemein die verschiedenen Lizenzmodelle für Open-Source-Software, Freeware und Free Software verstanden.
2 Zu den bekanntesten dynamischen Programmiersprachen gehören Perl, PHP, JavaScript, VBScript und Ruby
3 Imagemagick, GhostScript