EXPERT_TALK

Heute dürfen wir Herrn Patrick Gundlach im EXPERT_TALK begrüßen. Herr Gundlach ist Geschäftsführer bei speedata GmbH in Berlin und steht uns zum Interview zur Verfügung. Durch das Interview führt Sie Marco Kahler, Geschäftsführer der ADSCAPE GmbH.

KAHLER:
Herr Gundlach, Sie sind Inhaber und Geschäftsführer der speedata GmbH und Hersteller einer „speziellen“ Printsoftware. Kann man sagen, dass speedata eine Database Publishing (DBP) Tool ist? – Und wenn ja, wo grenzt sich Ihr Werkzeug ab?

GUNDLACH:
Ja, der speedata Publisher fällt eindeutig in die Kategorie Database Publishing. Unser Motto ist „schön und vollautomatisch“. Das heißt, dass einerseits ein vollautomatisierter Workflow genutzt wird (der berühmte Katalog auf Knopfdruck), andererseits lässt das System beliebige Freiheitsgrade in der Gestaltung zu. Hier unterscheiden wir uns von der Konkurrenz: meist geht es entweder vollautomatisch, aber dafür sieht es aus wie ein computergenerierter Bericht oder es genügt höheren Designansprüchen, das erkauft man sich aber durch einen hohen manuellen Aufwand. Der speedata Publisher schafft es, beide Welten zu verbinden.

KAHLER:
Nun ist Ihr Produkt im Bereich der Print-Automatisierung angesiedelt. Man hört immer wieder die Aussage, dass Print stark rückläufig ist. Können Sie dies bestätigen? Wie sehen Sie die Zukunft des Prints? – Und sind Sie dementsprechend aufgestellt?

GUNDLACH:
Ich kann diese Aussage aus eigener Erfahrung bestätigen. Wobei ich das in manchen Bereichen mehr beobachte als in Anderen. Während z.B. die Kataloge im Geschäftskundenbereich (B2B) durch spezialisierte Apps und andere Formen von schnell durchsuchbaren Datenbanken ersetzt werden, bleiben Kataloge bei Endkunden immer noch sehr beliebt. Man schaue sich nur in einem Reisebüro um, dort sind immer noch die Regale gefüllt mit anlockenden Reisebroschüren und Katalogen. Manche Reiseanbieter haben sogar angefangen, kundenindividuelle und stets aktuelle Kataloge zu drucken und per Post zuzustellen.

Für speedata stellt sich die Frage nach Print oder nicht Print gar nicht so sehr: als PDF-Spezialist ist uns die Ausgabe des Mediums fast egal. Vielfach werden anstelle von Broschüren nur noch PDF‘s zum Download angeboten. Auch diese müssen erstellt werden. Und hier sehen wir einen hohen Bedarf nach kostengünstig erstellten, aber dennoch hochwertigen PDFs. Um sicherzustellen, dass das, was man einem Kunden schickt auch genauso ankommt, ist PDF das Mittel der Wahl.

KAHLER:
Daraus schließe ich, dass natürlich vollständige und validierte Daten zur Verfügung stehen müssen. Inwiefern ist es daher für Sie wichtig, dass Ihre Kunden mit Datenbanken wie z.B. einem Produkt-Informations-Management (PIM) oder anderen Redaktionssystemen arbeiten?

GUNDLACH:
Bei neuen Projekten frage ich meist als erstes: Wie sind die Daten abgelegt? Und davon hängt ganz entscheidend die weitere Vorgehensweise ab. Vollständige und valide abgelegte Daten sind die notwendige Voraussetzung für einen vollautomatischen Workflow. Eine Datenbank kann auch schlecht angelegt sein, daher ist das kein Garant für „gute Daten“. Ein PIM-System ist schon deutlich besser. Hier kann man davon ausgehen, dass sich die Anwender ausgiebige Gedanken über die Struktur der Produkte gemacht haben.

In der Praxis trifft man aber häufig auf das Problem, dass Daten aus Textverarbeitungsprogrammen oder aus einem Webformular verarbeitet werden, und diese erst mühsam bereinigt werden müssen. Die mit Leerzeichen eingerückten Zeilen kennt man vielleicht. Trickreicher sind z.B. Artikelnummern, die man daran erkennt, dass sie in Fettdruck eingegeben wurden. Wehe, das wurde in einem Datensatz vergessen. In einem vollautomatischen System treten solche Fehler schnell zum Vorschein.

Struktur ist deswegen wichtig, weil Gleiches gleichbehandelt werden soll. Überschriften sollen als Lesezeichen im PDF oder im Inhaltsverzeichnis erscheinen, daher benötigt man die Information, was eine Überschrift ist. Alle Artikel einer Artikelgruppe sollen vielleicht auf einer Seite erscheinen, daher müssen die Artikelnummern in der Datenbank gepflegt werden. Je mehr Arbeit man in die Strukturierung steckt, desto mehr kann man aus den Daten herausholen. Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Ein PIM- oder ein Redaktionssystem ist hier sehr hilfreich und erleichtert den gesamten Workflow.

KAHLER:
Alternativ gibt es die Apache FOP Technik. Wie grenzt sich Ihre Lösung hierzu ab?

GUNDLACH:
Apache FOP gehört zur den sogenannten XSL-FO Formatierern. Ganz grob, erledigen sie dieselbe Aufgabe wie der speedata Publisher, nämlich eine XML-to-PDF-Konvertierung. XSL-FO ist jedoch statisch, das heißt, dass Layoutentscheidungen nicht bzw. nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand in Abhängigkeit von den tatsächlich vorliegenden Daten getroffen werden können. Gemeint sind an dieser Stelle „wenn-dann-Entscheidungen“, wie: „wenn der Text höher ist als das Bild, dann stelle es unter dem Bild dar“. Bei speedata ist es möglich, solche Fragen anhand der tatsächlich vorhandenen Daten zu fällen. Designer fällen eine Reihe von Entscheidungen, wenn sie eine Seite gestalten. Wenn ein Bild zu breit ist, wird vielleicht ein anderes genommen. Wenn wenig Text vorhanden ist, könnte ein Füllbild eingefügt werden. Eine zu breite Tabelle würde man vielleicht in zwei Teile teilen. Und genau solche Entscheidungen sind wichtig, um ein hochwertiges Layout umzusetzen. Das ist mit speedata möglich, aber nicht mit XSL-FO.

KAHLER:
Was sind typische Anwendungsszenarien für speedata?

GUNDLACH:
Eine sehr allgemeine Antwort wäre: Überall, wo strukturierte Daten formatiert in PDF bzw. im Druck ausgegeben werden sollen, kann speedata benutzt werden. Ich sehe großes Potential, wo schon Kataloge und Datenblätter mühsam per Hand (z.B. in InDesign) erzeugt werden und die Vorteile einer Vollautomatisierung ausgeschöpft werden sollen: Nicht nur, dass man stets aktuelle und fehlerfreie Dokumente hat, man kann durch die Vollautomatisierung (und nur dadurch) kundenindividuelle Kataloge erzeugen. Das eröffnet ganz neue Perspektiven im Marketing.

Eine weitere beliebte Anwendung des speedata Publishers liegt in Web-to-Print-Lösungen: im Hintergrund einer Webanwendung wird der speedata Publisher genutzt, um die PDF-Ausgabe zu erzeugen. Das ist deswegen beliebt, da der speedata Publisher unter einer OpenSource-Lizenz verfügbar ist und somit ohne weitere Lizenzkosten in Kundeninstallationen genutzt werden kann.

KAHLER:
Vielen Dank für das Interview.

Zur Person:
Patrick Gundlach hat zwei Herzen in sich schlagen: als Dipl. Informatiker automatisiert er alles, was ihm unter die Finger gerät, als enthusiastischer Typograph, erwartet er von allen Druckerzeugnissen höchste Designqualität. Als Gründer der Firma speedata, kann er nun beide Herzen zusammenführen und entwickelt Software für vollautomatisches (Print-) Publishing, die seinen Ansprüchen gerecht wird. Schwerpunkte sind die Produktion von Produktkatalogen, Datenblättern und anderen Dokumenten, wo die Details im Fokus stehen.

www.speedata.de